TRACO GESCHICHTE

Eine deutsch – deutsche Erfolgsgeschichte
Die Wiederbelebung eines traditionsreichen Baustoffes

(Aus: Thüringer Allgemeine)

Es gibt Dinge, die sind der Allgemeinheit auf den ersten Blick wenig bekannt. Travertin zum Beispiel. Als Travertin bezeichnet man mehr oder weniger poröse Kalksteine von heller, meist gelblicher bis brauner Farbe, die aus kalten oder warmen Süßwasserquellen abgeschieden wurden. Aus Travertin und anderen Kalk- und Sandsteinen produziert der traditionsreiche Mittelständler TRACO – Deutsche Travertin Werke – aus Bad Langensalza (Thüringen) seit 100 Jahren Bauteile, vom Pflasterstein bis zum gotischen Maßwerk Bad Langensalza.

Im Vergleich zu Kunststein besticht Naturstein durch natürliche Ästhetik. Stein für Stein einzigartig, individuell in Farbe und Varietät. Das trifft ganz besonders auf Travertin, Kalk- und Sandsteine zu.

„Seit Jahrhunderten wurden gerade diese Steine bevorzugt in exklusiven Landhäusern, Schlössern und Kirchen verwendet, da sie vor allem durch eine vornehm zurückhaltende, puristische Ausstrahlung überzeugen“, sagt Ulrich Klösser von TRACO. Deshalb hat er sich die Wiederentdeckung außergewöhnlicher Kalk- und Sandsteine zur Aufgabe gemacht. Sandstein, Travertin, Muschelkalk aus den klassischen Steinbrüchen von Weimar,Gotha, Bad Langensalza… Steine, die schon Goethes Faszination erregten. Von Mies van der Rohe und anderen Bauhaus-Architekten wie Peter Behrens und Erich Mendelsohn bevorzugt. Die Einsatzgebiete für Travertine, Kalk- und Sandsteine sind zahlreich. Überall in der Architektur, im Garten- und Landschaftsbau, im Innenausbau, in der Restaurierung wo natürliche Ästhetik angesagt ist. Besonders gefragt sind Bodenbeläge für Außen- und Innenbereiche, Fassaden und Bauteile für die Restaurierung. Die Erfolgsgeschichte des mittelständischen Betriebes ist jedoch eine Ausnahme in einer Branche, die in den letzten Jahren starken Änderungen unterworfen war. TRACO hat die diversen Rezessionen überstanden, weil sie in in einem bestimmten Segment, den sog. deutschen Natursteinklassikern – Marktführer sind, und weil die Unternehmer bis zum heutigen Tag die Tugenden des deutschen Mittelstandes kultivierten: Fleiß, Qualität und Verantwortungsbewusstsein.

Eine deutsch-deutsche Unternehmensgeschichte

Mit diesen Tugenden führt auch Ulrich Klösser, Urenkel des Gründers Karl Teich, seit 1993 den mittelständischen Betrieb. Dabei steht TRACO für die Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert wie kaum ein anderes Unternehmen. Gegründet wurde TRACO 1907, als Deutsche Travertin- und Marmorwerke Karl Teich Langensalza – Berlin. Die erste Blütezeit erlebte das Unternehmen in der Weimarer Zeit (bis 1929). TRACO zählte bereits zu den bedeutendsten Naturstein-Unternehmen des Deutschen Reichs. Mit Werken in Langensalza, Kelheim an der Donau sowie in Schlesien. Zahlreiche Referenzbauten in Berlin und ganz Deutschland dokumentieren diese erste Hochzeit des Unternehmens: von Schloß Sanssouci bis zur Sektkellerei Henkel in Wiesbaden, vom Reichstag in Berlin bis zur Bahlsen Keksfabrik in Hannover. 1942 wurden die Deutschen Travertinwerke stillgelegt, nachdem sich die Unternehmer weigerten Steinbrüche in den besetzten Gebieten zu betreiben oder Aufträge für die Rüstungsindustrie auszuführen. Die Werkshallen wurden zwangsweise an andere Unternehmen vermietet, der Steinbruch konnte in geringem Umfang weitergeführt werden. Nach dem Krieg wurde die Produktion sofort wieder aufgenommen. 1953 wurde das Unternehmen jedoch in einen DDR Staatsbetrieb umgewandelt, die Unternehmerfamilie enteignet. 1993 übernahm Ulrich Klösser, der Urenkel des Firmengründers das Unternehmen von der Treuhand (Reprivatisierung), schon seit 1990 engagierte er sich mit ganzem Herzen für das Unternehmen seiner Vorfahren. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde der Samen für eine neue Blütezeit der Deutschen Travertinwerke gesät. Der westdeutsche Inhaber Ulrich Klösser (zuvor Geschäftsführer der Natursteingruppe von Heidelberger Zement) trat in die Geschäftsführung ein und leitet seitdem das Unternehmen zusammen mit dem ostdeutschen Erhard Stiefel (Geschäftsführer), der das Unternehmen schon bravourös durch die turbulenten Zeiten der Wende geführt hatte. Hier fand eine ideale Vereinigung von unterschiedlichen Stärken und Erfahrungen statt, die zum Ausgangspunkt für eine der wenigen deutsch-deutschen Erfolgsgeschichten in der Industrie der neuen Bundesländer wurde. Auf dem Weg vom 20. ins 21. Jahrhundert hat TRACO sechs verschiedene politische Systeme, Enteignung, Inflation, Weltwirtschaftskrise, Konkjunktureinbrüche und zahlreiche Baumoden überstanden. Als Erhard Stiefel und Ulrich Klösser 1990/92 die Geschicke von TRACO in die Hand nahmen, schien die Überlebenschance des Traditionsunternehmens minimal. Doch mit strategischem Geschick, den Tugenden des deutschen Mittelstandes und Fortune wurde das Unmögliche möglich gemacht. Die Spannbreite der Aufträge reicht von der Restaurierung der Wartburg über den Neubau der Synagoge in Düsseldorf bis zum Mövenpick Hotel in Münster.

Neben den Werten Qualität, Durchhaltevermögen und der sozial ausgeprägten Firmenethik pflegt das Unternehmen auch heute noch eine typische Tugend des Mittelstandes: Zurückhaltung und Verschwiegenheit. Im Vordergrund der Unternehmensphilosophie steht die Qualität der Produkte, nicht die Leistung der Geschäftsführung. Über den Chef Ulrich Klösser ist lediglich bekannt, dass er Mitglied des Rotary Clubs ist, und aktiver Förderer des im Wiederaufbau befindlichen, traditionsreichen „Herzoglichen Golfclubs Oberhof“, übrigens im gleichen Jahr 1907 gegründet so wie die Deutschen Travertinwerke. Mit seiner zurückhaltenden Art hat Ulrich Klösser dennoch großen Erfolg: Mit über 100 Mitarbeitern wurden in den letzten Jahren Umsatzzuwächse von 10-20% erzielt. Die Zukunfsaussichten sind prächtig. Denn Travertin, Kalk- und Sandsteine sind nicht nur ästhetisch sondern auch ökologisch im Vorteil:Der Energieverbrauch bei der Herstellung ist im Vergleich zu anderen Baustoffen minimal. Steinbrüche werden nach der Nutzung oft als hochwertiges Freizeitgelände bzw. in Seen umgewandelt oder es werden interessante Biotope angelegt. Bei der Gewinnung und der Verarbeitung geht nichts verloren. Abraum findet vielfach als Mauersteine, Pflaster oder Schotter Verwendung bzw. dient zumindest im Steinbruch zur Verfüllung. Im gesamten Kreislauf der Gewinnung, Verarbeitung und Rückführung in die Natur oder in die Wiederverwertung geht nichts verloren. Und nicht zu vergessen: Travertine sind sogar „nachwachsende Rohstoffe“, sie entstehen ständig neu.